#100booksofgrowth
Buch 31: Ajahn Brahm – Die Kuh, die weinte
Der mexikanische Fischer
[…] In einem ruhigen mexikanischen Fischerdorf beobachtete ein amerikanischer Urlauber, wie ein einheimischer Fischer mit seinem Bötchen anlegte und den Fang des Morgens auslud. Der Amerikaner, ein erfolgreicher Professor für Betriebswirtschaft an einer renommierten Handelshochschule, konnte der Versuchung nicht widerstehen, dem Mexikaner einen kostenlosen Rat zu erteilen. Er sprach ihn an und fragte ihn, warum er schon so früh am Tag mit der Arbeit aufhöre.
»Ich habe genug Fisch gefangen, um meine Familie zu ernähren und etwas davon zu verkaufen«, erläuterte der Mexikaner freund-lich. »Jetzt möchte ich mit meiner Frau zu Mittag essen und nach der Siesta mit meinen Kindern spielen. Am Abend werde ich dann auf einen Drink in die Cantina gehen und dort mit meinen Freunden Musik machen. Das reicht mit, Señor.«
Der BWL-Professor wies den Mexikaner darauf hin, dass er mehr Geld verdienen könne: »Wenn Sie bis zum späten Nachmittag fischen, fangen Sie doppelt so viel, können mehr verkaufen und von dem Erlös in sechs oder neun Monaten ein größeres Boot kaufen und Mitarbeiter anheuern. Damit fangen Sie dann vier Mal so viel. Damit können Sie ein zweites Boot kaufen. Wenn Sie dieses Programm weiterverfolgen, könnten Sie in sechs, sieben Jahren stolzer Besitzer einer erfolgreichen Fischereiflotte sein.« Er führte weiter aus, wie der Mann sein Hauptquartier nach Mexico City oder sogar nach Los Angeles verlegen und später mit seinem Unternehmen an die Börse gehen könnte, was ihn schlussendlich zum Multimillionär machen würde.
Der mexikanische Fischer hörte sich interessiert an, was dieser berühmte amerikanische Professor zu sagen hatte und fragte schließlich: »Aber Señor Professor, was sollte ich mit so vielen Millionen anfangen?«
»Sie könnten sich ein hübsches Haus in einem malerischen Fischerdorf wie diesem kaufen und morgens mit einem kleinen Bötchen zum Fischen hinausfahren. Jeden Tag könnten Sie gemütlich mit Ihrer Frau zu Mittag essen, nach der Siesta mit Ihren Kindern spielen und abends mit Ihren Freunden in der Cantina Tequila trinken. Mit einem solchen Vermögen könnten Sie sich zur Ruhe setzen und dem Leben die schönen Seiten abgewinnen.«
»Aber Señor Professor, genau das tue ich ja jetzt schon!« […]
Ich selbst fühle mich oft getrieben von fremden und eigenen Erwartungshaltungen. Diese Geschichte erinnert mich daran, innezuhalten und mich zu hinterfragen, welche Ziele ich mit meiner Wertschöpfung verfolge. Und zu meiner Überraschung darf ich feststellen: Das Glück ist bereits viel greifbarer als es mir oftmals suggeriert wird. Wie sieht das bei Dir aus?
Meine weiterführenden Gedanken zu dieser Geschichte sowie weitere inspirierende Erkenntnisse aus dem Buch „Die Kuh, die weinte“ von Ajahn Brahm findest Du in meiner 31. Episode der #100booksofgrowth – hör mal rein!